Schamanische Reisen

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Die Schamanische Reise ist eine der essentiellen Methoden, das wichtigste Ritual aller schamanischen Kulturen und Traditionen auf der Welt. Sie ermöglicht uns, einen Zugang zu uns selbst, zur uns umgebenden Natur und zu den uns begleitenden und unterstützenden Geistwesen zu bekommen.

Sie wird begleitet durch monoton-rhytmisches Trommeln oder Rasseln.1 Dies zielt darauf, die Frequenz der Gehirnwellen durch Synchronisierung so zu beeinflussen, dass wir in einen sehr entspannten, gleichsam tranceähnlichen Zustand gelangen, in dem unser feinstoffliches Bewusstsein sich für den großen Speicher, der in uns und um uns herum ist, öffnet. Du kennst diesen Zustand zum Beispiel von kurz vor dem Einschlafen oder kurz nach dem Aufwachen. Der Alpha-Bereich (8 bis 12 Hz) entspricht dabei dem Zustand leichter Entspannung. Der Theta-Zustand (4 bis 7 Hz) steht für Meditation und tiefe Entspannung.

Im schamanischer Sichtweise werden drei Welten unterschieden: die obere, mittlere und untere Welt. Wichtig ist hierbei, dass die drei Begriff völlig neutral, nicht wertend verwendet werden wie z. B. im christlich-abendländischen Weltbild, in dem oben für den Himmel und unten für die Hölle steht. Je nach Intention der Reise führt sie in die untere Welt zu unseren Krafttieren oder in die obere Welt, in der unsere Geistführer, Seelenfamilie und Ahnen beheimatet sind.

Die Zusammenarbeit mit den Geistwesen, den Spirits, ist wesentlich für jegliche Schamanische Arbeit. Der schamanisch Praktizierende lässt sich intuitiv von ihnen leiten, wobei unterschiedlichste Kanäle der Wahrnehmung aktiv sein können. Typisch für schamanisches Reisen ist ein sehr sinnliches Wahrnehmen dessen, was wir vor unserem inneren Auge wahrnehmen dürfen. Wir können Gerüche wahrnehmen, Temperaturen und Trockenheit oder Feuchte spüren, den wehenden Wind ebenso auf unserer Haut spüren wie das Wasser des Meeres. So wird eine schamanische Reise zu einem höchst sinnlichen Erlebnis.

Der Grad dieses Empfindens ist jedoch abhängig von deiner eigenen “Veranlagung”. Manche Menschen spüren mit allen Sinnen sehr intensiv, während andere das Geschehen wie einen Film erleben, und wieder andere auch einfach nur “wissen”, was gerade geschieht. Die letztgenannte Art der Wahrnehmung ist die einfachste und schwerste zugleich, weil gerade hierbei unser Verstand sehr schnell eingrätschen und die (völlig unangemessene) Frage stellen kann, ob das denn überhaupt sein kann …

Die Reise an sich wird nach vorheriger Anleitung quasi in Form einer unbegleiteten Meditation durchgeführt. Der Trommelnde bestimmt intuitiv das Ende der Reise für die gesamte Gruppe. Im Anschluss findet ein gemeinsamer Austausch statt, in dem (freiwillig) von den Reiseerfahrungen berichtet und ggf. entstandene Fragen geklärt werden können. Ein wichtiges Prinzip beim schamanischen Reisen lautet: Vieles darf, nichts muss. Wenn z. B. an diesem Tag eine wichtige Botschaft für Dich in der oberen Welt wartet wirst du dorthin geführt werden, oder wenn Dein Krafttier (so wie Du) heute einfach nur müde ist, wird die Kommunikation vielleicht etwas spärlicher ausfallen als sonst, und ihr chillt nur gemeinsam in seiner natürlichen Umgebung. Lass es einfach fließen, umso mehr wirst Du aus der Reise mit in den Alltag nehmen können.

© Goldmann Verlag

Falls Du Dich in die Thematik vertiefen möchtest, sei Dir das Buch

Sandra Ingerman: Die schamanische Reise. Ein spiritueller Weg zu sich selbst, München (Ariston) 2004

sowie die ausführliche Darstellung auf der Website von Doris Bürgel empfohlen.

Allgemein zum Schamanismus empfehle ich die Bücher

Olaf Berhardt mit Jennie Appel: Spirits – Geister im Herzen. Schamanische Wege zu den Kräften der Natur, Uhlstädt-Kirchhasel (Arun) 2013

Michael Harner: Der Weg des Schamanen. Das praktische Grundlagenwerk zum Schamanismus, München (Ansata) 2011 und

Alberto Villoldo: Das Geheime Wissen der Schamanen. Wie wir uns selbst und andere mit Energiemedizin heilen können, München (Goldmann) 2001.


  1. Das traditionelle schamanische Rhythmusinstrument ist die Trommel. Da diese in manchen Regionen, z. B. in südamerikanisch-tropischen Ländern, aufgrund der hohen Luftfeuchtigkeit nicht nutzbar war und ist haben sich dort als Substitut Rasseln etabliert. []